Abstimmungschaos im Kreistag zur Kinderbetreuung
Sitzungen des Kreistages, dieses Mal mit einem Abstimmungschaos, sind schon eigentlich ein besonderes Erlebnis. Wirklich verwunderlich, dass sich so wenige Bürger:innen dieses kostenlose Schauspiel durch eine Teilnahme gönnen.
Fünf Abstimmungsversuche mit mehrfachem Durchzählen und Aufstehen benötigte der Kreistag, der diesmal im IGS-Schulzentrum Sassenburg tagte, um zu einer Entscheidung zu kommen, ob gemäß einem SPD-Antrag eine Kindertagesstätte exklusiv für Mitarbeitende der Kreisverwaltung eingerichtet werden soll. Im ersten Versuch hatte der Kreistagsvorsitzende Ottmar Bartels (SPD) ein Abstimmungsergebnis mit nur 21 Gegenstimmen zu Gunsten seiner SPD-Fraktion festgestellt. Als letztendlich richtig stellte sich ein Patt mit 25 JA- und 25 Gegenstimmen heraus, sodass der SPD-Antrag mit Stimmengleichheit abgelehnt wurde.
Die Argumentation der SPD-Fraktion, warum der Bedarf für eine zusätzliche Kindertagesstätte besteht, war sogar in Teilen schlüssig. Die SPD-Fraktion blendet allerdings völlig aus, dass nicht nur Betreuungsplätze für die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung fehlen, sondern im ganzen Landkreis. Warum also mit einem Geradeausschauen und ohne den Blick nach links und rechts Mitarbeitende der Kreisverwaltung bevorteilen? Dies konnte die SPD-Fraktion nicht schlüssig begründen, um die B.I.G.-Stimme, die die erforderliche Mehrheit erzeugt hätte, zu bekommen.
Das Problem besteht in der im November 2020 beschlossen Kindertagesstättenbedarfsplanung 2020-2026, die mit sinkenden Zahlen von zu betreuenden Kindern kalkuliert. Die hohe Geburtenrate in den letzten Corona-Jahren und der Zuzug u.a. von Flüchtlingskindern aus der Ukraine, erfordert eigentlich ein sofortiges Umsteuern. Unser Kompromissvorschlag, die Kindertagesstättenbedarfsplanung auf den tatsächlich vorhanden Bedarf anzupassen und zeitgleich den Bedarf in der Kreisverwaltung abzufragen, wurde mit allen Gegenstimmen des Kreistages abgelehnt. Nicht inhaltlich, denn alle Parteien fordern im Wahlkampf einen Ausbau der Kinderbetreuung, sondern, weil es B.I.G.-Antrag war. Jetzt wird das Thema begraben und gar nichts mehr gemacht.
Bildnachweis © B.I.G.-Sassenburg