Kreisel kommt später - Bäume werden gefällt
"Denn sie wissen nicht, was sie tun!" Nicht anders und nicht besser kann man die gemeinsame Sitzung der Ortsräte von Grußendorf und Westerbeck mit dem Bau- und Umweltausschuss beschreiben und zusammenfassen. Die über vier Stunden andauernde Sitzung hat einmal mehr gezeigt, wie nötig ein Generationenwechsel in den Ortsräten und im Gemeinderat erforderlich ist. Für beide Ortschaften hat die SPD/CDU-Mehrheitsgruppe die große Chance vertan, längst überfällige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umzusetzen und damit für die nächsten Generationen Ortsdurchfahrten ein wenig sicherer zu gestalten.
Inhaltlich hatte die Sitzung drei Hiobsbotschaften hervor gebracht, die politischen Sprengstoff in sich haben:
- Der Kreisel im Bereich der hochfrequentierten Kreuzung der K29 - "Stüder Straße", K28 "Birkenweg" und der L289 "Bromer Straße"/ "Alte Landstraße" ist nicht Bestandteil der aktuellen Planung für die Sanierung der Ortsdurchfahrt. Wenn überhaupt, kommt der auch für Schulwegsicherung so wichtige Kreisel erst mehrere Jahre nach der Fahrbahnsanierung. Die SPD/CDU-Mehrheitsgruppe hat es abgelehnt, richtungsweisend die Planung der Sanierung der Fahrbahndecke mit dem Ausbau der innerörtlichen Wege etc. und den Bau des Kreisels zusammenzufassen. Ausreichend Zeit wäre bis zum Frühjahr 2023 dafür. Weiterhin werden Fahrbahnsanierung und Kreisel, obwohl beide Projekte zwangsläufig miteinander verbunden sind, getrennt betrachtet und geplant.
- In Westerbeck werden vermutlich alle Allee-Bäume im Rahmen des Vollausbaus gefällt werden. Sowohl Ortsrat als auch Bauausschuss haben sich mit den Stimmen der SPD/CDU-Mehrheitsgruppe gegen einen Erhalt der Bäume ausgesprochen. Zwar soll ein Teil der Bäume durch Ersatzpflanzungen mit jungen Bäumen ersetzt werden, trotzdem wird sich das Ortsbild von Westerbeck sehr negativ verändern.
- Die Anlieger könnten je nach Rechtslage mit 60 Prozent an den Ausbaukosten beteiligt werden. In Grußendorf sind ca. 220.000 Euro umzulegen, was grob geschätzt einen durchschnittlichen Beteiligungsbeitrag von 2.600 Euro je Grundstück ergeben dürfte. Noch einmal deutlich höher dürfte der Beteiligungsbeitrag für die Grundstückseigentümer in Westerbeck werden. Dort sind rund 300.000 Euro umzulegen, was ebenfalls grob geschätzt einen durchschnittlichen Betrag von 7.000 Euro je Grundstück ergeben sollte. Es wird Zeit, dass die SPD/CDU-Mehrheitsgruppe ihre Blockadehaltung gegen die Abschaffung der Straßenausbausatzung aufgibt.
Keine Änderungen in Grußendorf
Für die Ortschaft Grußendorf hatte es Ortsbürgermeister Schillberg (SPD) dann ohne Sinn und Verstand so eilig die Beschlüsse durchzupeitschen, dass er vergaß, die Variante für den Fuß- und Radwegausbau festzulegen. Dies musste dann erst der Bauausschuss geraderücken, der die Variante für den beidseitigen Ausbau beschloss. Aus der Mehrheitsgruppe kamen dann allerdings keine Änderungsvorschläge mehr - weder aus dem Grußendorfer Ortsrat, noch aus dem aus dem Bauausschuss.
Unser B.I.G.-Sprecher Andreas Kautzsch beantragte dann noch die in unserem durchgeführten Online-Dialog erarbeiteten Vorschläge umzusetzen. Diese Antrage wurden allesamt in einem politischen Schauspiel grundsätzlich und ohne inhaltliche Abwägung mit allen Stimmen der Mehrheitsgruppe abgelehnt.
Beispielsweise wird jetzt keine beidseitige Fahrbahnverschwenkung mit Tempotrichter zur Entschleunigung des ein- und ausfahrenden Verkehrs an den jeweiligen Ortseingängen eingeplant. Auch an den Bushaltestellen "Steingartenstraße" und vor dem Einkaufszentrum wird es keine Querungshilfe geben.
Hin und Her zwischen Ortsrat und Bauausschuss
Völlig anderes Bild dann in den Beratungen für die Ausbauplanung in der Ortschaft Westerbeck. Mit einstimmigem Beschluss hat sich der Westerbecker Ortsrat gegen eine Verlegung von Querungshilfe und Bushaltestelle "Kleine Dorfstraße" ausgesprochen. Die Querungshilfe soll verbreitert und mit einer Dunkelampel ausgestattet werden, falls nicht dem Wunsch nach einem Kreisel in der Ortsmitte entsprochen wird. Allerdings hat der Bauausschuss nur einen Teil der Ortsratsbeschlüsse übernommen, sodass jetzt beispielsweise die Lage der Bushaltstelle nicht geklärt ist.
Gegen die Entscheidung des Ortsrates ist dann wiederum der Bauausschuss unseren Anträgen gefolgt, die Bushaltestelle "Am Hagen" aus der Engstelle im Bereich der "S-Kurven" in den nördlichen Bereich der Hauptstraße zu verlegen und mit einer Querungshilfe zu versehen. Ebenfalls hat sich der Bauausschuss gegen den Ortsrat durchgesetzt, im Bereich vom Getränkemarkt bis zum südlichen Ortsein- bzw. ausgang, den Rad-/Fußweg nicht direkt an die Fahrbahn angrenzen zu lassen. Zum Schutz für Fußgänger, insbesondere von Kindern, soll weiterhin ein Grünstreifen als "Sicherheitspuffer" zur Fahrbahn vorhanden sein.
Auch für die Ortschaft Westerbeck wurden die in unserem durchgeführten Online-Dialog erarbeiteten Vorschläge zum größten Teil nicht berücksichtigt. Wie zuvor schon für Grußendorf abgelehnt, werden auch in Westerbeck keine beidseitigen Fahrbahnverschwenkungen mit Tempotrichter zur Entschleunigung des ein- und ausfahrenden Verkehrs an den jeweiligen Ortseingängen eingeplant.
VA hat das letzte Wort
Das letzte Wort zur Ausbauplanung hat der Verwaltungsausschuss (VA). Dieser wird bereits in der Sitzung im April 2021 die finale Entscheidung treffen. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen! In der Regel ist der VA zuletzt immer den Vorschlägen der Verwaltung gefolgt. Alle zuvor in den Ortsräten bzw. Ausschüssen erarbeiteten Änderungen und Wünsche wurden wieder gekippt.
Bildnachweis © B.I.G.-Sassenburg