Samstag, 20. Apr. 24
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Wer zieht die Fäden am Bernsteinsee?

Die aktu­ell geführte Dau­er­wohn- und Wohn­sitz-Debatte ist ein guter Anlass, um ein­mal auf­zu­zei­gen, wer eigent­lich die Fäden am Bern­stein­see zieht. Dabei han­delt es sich um ein ver­strick­tes und kom­ple­xes Geflecht von fol­gen­den Gesell­schaf­ten um Gert Recke und Hol­ger Junk: 

  • Atol Betei­li­gungs GmbH, Aspen­stedt, GF Gert Recke
  • Optima Immo­bi­lien GmbH, Aspen­stedt, GF Gert Recke
  • Bern­stein­see Grund­be­sitz GmbH, Köln, GF Gert Recke
  • Bern­stein­see Lie­gen­schaf­ten KG, Köln, Per­sön­lich haf­ten­der Gesell­schaf­ter Hol­ger Junk
  • Wohn­bau Süd­heide GmbH, Sas­sen­burg, GF Hol­ger Junk
    (ehe­mals Bern­stein­see Netz- und Ser­vice Betriebs GmbH)
  • Bern­stein­see Club GmbH i.L., Wup­per­tal, Liqui­da­tor Gert Recke, GF war Hol­ger Junk
  • Bern­stein­see Restau­rant GmbH, Sas­sen­burg, GF Hol­ger Junk
  • Bern­stein­see Hotel GmbH, Sitz in Sas­sen­burg, GF Hol­ger Junk
  • Män­ner­abend Event GmbH, Sas­sen­burg, GF Hol­ger Junk
  • Rudolf Dietze GmbH , Köln, GF Hol­ger Junk
  • Dietze Bau­be­treu­ungs GmbH & Co. KG, Sas­sen­burg, Kom­ple­men­tär Rudolf Dietze GmbH
    (GF=Geschäftsführer)

Auch für einen Laien dürfte schnell ersicht­lich wer­den, dass die Mut­ter­ge­sell­schaf­ten, bei denen ver­mut­lich die Gewinne aus den Immo­bi­li­en­ge­schäf­ten lan­den,  nicht ihren Sitz in der Gemeinde Sas­sen­burg, son­dern in Aspen­stedt und Köln haben. Damit geht die Gemeinde Sas­sen­burg  leer aus. Die Gesell­schaf­ten mit Sitz in der Sas­sen­burg, in der Regel für den lau­fen­den Betrieb zustän­dig, haben im Geschäfts­jahr 2016 einen Ver­lust ausgewiesen. 

Grund­sätz­lich könnte so ein umfang­rei­ches Fir­men­ge­flecht, mit einer Viel­zahl von Ummel­dun­gen und Ver­än­de­run­gen dafür genutzt wer­den, um Gewinne zwi­schen den Gesell­schaf­ten hin und her zu verschieben. 

Quelle: North Data unter CC BY 4.0 Lizenz – Pflichtveröffentlichungen

Aktu­el­ler B-Plan vom Nutz­nie­ßer selbst erstellt

Die Neu­fas­sung des Bebau­ungs­plans für das Gelände des Bern­stein­sees wurde 2012 von der Gesell­schaft "for­mat 3 GmbH" erstellt. In die­ser Gesell­schaft war Hol­ger Junk von 2009 bis Ende 2014 Geschäftsführer.

Der Sas­sen­bur­ger Gemein­de­rat hat also einen Bebau­ungs­plan durch­ge­wun­ken, den der Nutz­nie­ßer selbst erstellt hat. Somit wur­den die Spiel­re­geln für eine mög­lichst gewinn­brin­gende Fest­set­zung inner­halb des B-Plans von der Betrei­ber­ge­sell­schaft bzw. aus deren direk­tem Netz­werk selbst fest­ge­legt.  Ins­be­son­dere die Nutz­flä­che von 120 m², wel­che jetzt redu­ziert wer­den soll, wurde von uns schon 2012 zur Dis­kus­sion gestellt und abgelehnt. 

Inten­sive Lobbyarbeit

Die Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten füh­ren eine inten­sive Lob­by­ar­beit aus. Bei­spiels­weise wer­den mit groß­for­ma­ti­gen, teil­weise ganz­sei­ti­gen,  Wer­be­an­zei­gen die Stra­ßen­karte (Falt­plan), das Mit­tei­lung­blatt "Die Sas­sen­burg" und die Akti­vi­tä­ten der AG Fahr­rad­wege über die Gemein­de­ver­wal­tung antei­lig refinanziert. 

Die regel­mä­ßig statt­fin­den­den "Busi­ness-Tage" der Betrei­ber­ge­sell­schaft, u.a. mit gela­de­nen Gäs­ten aus der Poli­tik, haben nur das Ziel, die Inter­es­sen der Betrei­ber­ge­sell­schaft durch­zu­set­zen. So lobte Bür­ger­meis­ter Arms Ende August auf dem letz­ten "Busi­ness-Tag" noch aus­drück­lich die Ent­wick­lung am Bern­stein­see anläss­lich des 10 jäh­ri­gen Bestehens der Bern­stein­see Grund­be­sitz GmbH. Bei sol­chen Ver­an­stal­tun­gen "unter guten Freun­den", wo man sich gern gegen­sei­tig fei­ert, wird ein­fach mal die Wohn­sitz- und Nut­zungs­pro­ble­ma­tik ausgeblendet.

Pro­spekt­haf­tung für Mak­ler und Bauträger

Trotz der lang­jäh­ri­gen Debatte um die Nut­zung der Häu­ser wer­den diese in Immo­bi­li­en­por­ta­len im Inter­net noch immer mit Wer­be­slo­gans wie "Wol­len Sie da woh­nen, wo andere Urlaub machen?" beworben.

Nach unse­rer Inter­pre­ta­tion der Recht­spre­chung sind Bau­trä­ger, Mak­ler etc., also der gewerb­li­che Ver­käu­fer ver­pflich­tet, die Käu­fer über alle Fak­ten, die von wesent­li­cher Bedeu­tung sind, unge­fragt auf­zu­klä­ren. Die Auf­klä­rung muss dazu auf eine Weise statt­fin­den, dass diese ein­fach und ein­deu­tig ver­ständ­lich ist und beim Käu­fer keine fal­schen Vor­stel­lun­gen her­vor­ruft. Dazu gehört ohne Zwei­fel die Auf­klä­rung über die Unzu­läs­sig­keit der beab­sich­tig­ten Nut­zung zu Wohnzwecken.

Sind Kauf­ver­träge auf Basis fal­scher Wer­bung und Anga­ben abge­schlos­sen wor­den, könnte eine "arg­lis­tige Täu­schung" vor­lie­gen . Der Käu­fer hätte dann das Recht, den Kauf­ver­trag anzu­fech­ten. Lei­der muss der Käu­fer in einem mög­li­chen Ver­fah­ren zur Anfech­tung eine Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers nachweisen. 

Aus­rei­chende Bera­tung der Ban­ken erfolgt? 

Zu hin­ter­fra­gen wäre auch, ob die Ban­ken bzw. Kre­dit­in­sti­tute vor Abschluss eines Dar­le­hens­ver­tra­ges voll umfäng­lich ihrer Auf­klä­rungs- und Bera­tungs­pflicht nach­ge­kom­men, und damit die Ver­träge recht­mä­ßig zustande gekom­men, sind. 

Bera­tungs- und Auf­klä­rungs­pflich­ten kön­nen auch aus einem Wis­sens­vor­sprung der Bank resul­tie­ren, z. B. wenn der Kunde ein Grund­stück in einem Wochen­end­haus­ge­biet erwer­ben möchte und der Bank bekannt ist, dass die­ses nicht zu Wohn­zwe­cken genutzt wer­den darf. Beson­ders dünn dürfte die Argu­ments­kette für die Ban­ken sein, wenn der Kunde über keine wei­tere Wohn­im­mo­bi­lie verfügt.

Recht­li­che Hinweise

Wir machen dar­auf auf­merk­sam, dass die Ver­öf­fent­li­chun­gen auf unse­rer Home­page aus­schließ­lich einen infor­mel­len Cha­rak­ter haben und in kei­ner Weise eine Rechts­be­ra­tung dar­stel­len oder erset­zen! Für eine ver­bind­li­che Rechts­be­ra­tung, die auf Ihre per­sön­li­che Situa­tion ein­geht, wen­den Sie sich bitte an einen zuge­las­se­nen Rechtsanwalt. 

Bild­nach­weis: Foto und Foto­mon­tage ©B.I.G.-Sassenburg

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