Bürger:innen werden im Kreistag abgekanzelt
Unangenehme Themen sollen im Kreistag totgeschwiegen werden! Volles Haus mit rund 40 Zuhörern, viele davon Pferdehalter, bei der Sitzung des Kreistages am 30. August 2023 im Rittersaal des Gifhorner Schlosses. Deren zahlreiches Erscheinen hat auf jeden Fall bewirkt, dass deren Themen in die Aufmerksamkeit der Kreispolitik gerückt sind.
Diese wollten zum Tagesordnungspunkt zur Genehmigung einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 150.000 Euro zum Thema Tierschutz in der Einwohnerfragestunde gleich zu Beginn der Sitzung von der Kreisverwaltung wissen, wie u.a. die Gelder für den Tierschutz verwendet werden bzw. inwieweit die Zahlungen der Eigentümer für die Unterbringung von fortgenommen Pferden verwendet bzw. verrechnet werden. Dazu hatten die Pferdehalter einen 19 Fragen umfassenden Fragenkatalog vorbereitet.
Viele dieser Anfragen zielen auf die Vorgehensweise des Veterinäramtes ab, was die in der Beratung stehenden Kosten verursacht. Dies steht für uns damit im direkten Zusammenhang mit dem Beratungsgegenstand Tierschutz, wurde jedoch vom Vorsitzenden des Kreistages Ottmar Bartels (SPD) als "themenfremd" bewertet. Ein ausreden der Bürger:innen wurde meist nicht zulassen. Eine Beantwortung der Fragen hat schon gar nicht stattgefunden.
Dies endete in einer ziemlich aufgebrachten Stimmung, denn so einige Tierbesitzer fühlen sich vom Veterinäramt zu unrecht behandelt bzw. sehen die Fortnahmen als ungerechtfertigt an. In den Jahren 2022 und 2023 wurden bisher 312 Tiere von ihren Besitzern fortgenommen, darunter 21 Pferde (11im Jahr 2022 - 10bisher in 2023). Deren Besitzer werden mittlerweile zumeist von Anwälten in Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht vertreten.
Landrat Tobias Heilmann (SPD) sagte zwar für die nächste Sitzung des Kreistages am 10. Oktober 2023 einen Sachstandsbericht zum Thema Tierschutz zu, allerdings waren die von unserer Wählergemeinschaft gestellten Anfragen, das Thema beschäftigt uns schon seit Mai 2023, bisher wenig konkret oder aussagekräftig beantwortet. Die Pferdebesitzer haben eine Einladung in die Bürgersprechstunde erhalten.
Mit einer deutlichen Mehrheit wurde die von der Kreisverwaltung geforderten Gelder genehmigt. Jetzt wird nicht mehr im Detail hinterfragt, wie die extrem hohen Unterbringungs- und Pflegekosten entstehen.
Wortentzug beim Redebeitrag
Der kurze Redebeitrag von unserem Kreistagabgeordneten Andreas Kautzsch wurde gleichermaßen vom Vorsitzenden als "themenfremd" eingestuft. Nach zwei Unterbrechungen und Wortgefechten wurde ihm das Wort entzogen.
Andreas Kautzsch: "Ich sehe mich durch den Vorsitzenden in meiner Mandatsausübung eingeschränkt. Dieser kann nicht unliebsame Redebeiträge, egal ob von Kreistagsabgeordneten oder Bürger:innen in der Einwohnerfragestunde, abbügeln. Zur Überprüfung werde ich die Kommunalaufsicht beim niedersächsischen Innenministerien einschalten und ein Einschreiten einfordern. "Demokratie lebt" auch vom Austausch gegensätzlicher Meinungen und Positionen. Wird nur noch eine Meinung als die immer richtige zugelassen, steht es schlecht um die Demokratie.
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