Bürgermeister schlägt Erhöhung von Steuern vor
Wie bereits aufgrund der finanziellen Situation der Gemeinde vermutet, hat Bürgermeister Arms den Ratsfraktionen vorgeschlagen, den Hebesatz für die Grundsteuer um 50 Prozentpunkte (Beispiel "Grundsteuer B": aktuell 400 %, vorgeschlagen 450 %) und für die Gewerbesteuer um 25 Prozentpunkte zu erhöhen.
Der Finanzausschuss des Sassenburger Gemeinderates hat daher auch in seiner ersten Sitzung zum Haushalt der Gemeinde für das Jahr 2020 unseren "strategischen Antrag" mit allen Stimmen der SPD/CDU-Mehrheitsgruppe abgelehnt, insbesondere bei der Reform der Grundsteuer, auf eine versteckte bzw. grundsätzlich auf Steuererhöhung zu verzichten.
Hintergrund für unseren Antrag war ein Vorstoß der SPD-Fraktion zur Ratssitzung im Juni 2019 mit einem fast gleichlautenden Antragspaket ebenfalls Steuererhöhungen auszuschließen. Überraschenderweise wurde der SPD-Antrag ganz still und leise wieder zurückgezogen, was für uns ein deutliches Zeichen war, dass Steuererhöhungen geplant sind. Bürgermeister Arms und die SPD/CDU-Mehrheitsgruppe sind damit schön in die aufgestellte Falle getappt.
Einnahmen müssen sich verbessern
Wir sehen gute Möglichkeiten, auch ohne Steuererhöhungen, die finanzielle Situation der Gemeinde nachhaltig und deutlich zu verbessern. Hohe Gewinne bei der Erschließung von Baugebieten müssen durch eine Selbstvermarktung in die Kassen der Gemeinde fließen. Bisher haben Investoren und Bauträger, meist mit einem Geschäftssitz außerhalb der Gemeinde Sassenburg, die hohen Gewinne abgeschöpft und "weggeschafft". Oft ist bei der Gemeinde nicht ein Cent hängen geblieben, was sich jetzt haushaltstechnisch rächt.
Des Weiteren muss die Vermarktung unserer Gewerbefläche viel professioneller erfolgen. Hier fehlt es nach Jahren noch immer an einer Strategie, damit sich Betriebe mit Wertschöpfung ansiedeln. Gewerbe, welches auf Lagerung setzt, nutzt die geförderten Grundstücke kontraproduktiv. Beispielsweise wurde unser Vorschlag, die freien Gewerbeflächen auf der "Internationalen Zuliefererbörse" (IZB) zu vermarkten, bisher nicht aufgegriffen.
Dunkle Wolken am Haushalts-Horizont
Vor dem Einstieg in die stundenlange erste Haushaltsberatung, bei der jede Haushaltsposition des 293 Seiten umfassenden Entwurfs durchgesprochen wurde, zeichnete der Kämmerer der Gemeinde Sassenburg ein dunkles Bild über die finanzielle, insbesondere langfristige finanzielle, Situation der Gemeinde auf.
Die Neuverschuldung wird nach dem Entwurf der Verwaltung auf einen negativen Rekord ansteigen- obwohl keine größeren neuen Projekte für den neuen Haushalt eingeplant sind. Einer der negativen Effekte ist zum Beispiel, dass das bereitgestellte Geld für den Umbau der "Alten Schule" zu einem Kulturzentrum durch Umbuchungen bereits weitestgehend ausgegeben wurde. Zusätzlich müssen Fördergelder bei einem tatsächlichen Baustart erst einmal vorfinanziert werden.
Trotz der desolaten Lage sind die wichtigsten, aber teuren, Maßnahmen gar nicht im Haushalt enthalten. So ist beispielsweise nicht ein Euro im Haushaltsentwurf der Gemeindeverwaltung für die dringend benötigten Erweiterungen der Grundschulen vorgesehen. Unsere Wählergemeinschaft wird wie jedes Jahr ein Änderungspaket erarbeiten.
Änderung für die Finanzierung bei Straßenausbau abgelehnt
Der Finanzausschuss hat ebenfalls mit allen Stimmen der SPD/CDU-Mehrheitsgruppe unseren Antrag zur Aussetzung der Satzung für den Straßenausbau ablehnt. Mit dem Antrag, welcher bereits seit März 2019 durch die unterschiedlichen Gremien geschoben wird, wollen wir die Belastung solidarisch verteilen und Steuergerechtigkeit herstellen.
Durch die Straßenausbaubeiträge werden nur die Eigentümer von Grundstücken, die als Anlieger an sanierten Straßen liegen, belastet. Die Nutzer werden nicht herangezogen. Für eine Gemeindestraße mit überörtlicher Bedeutung oder Gemeindestraßen zu öffentlichen Einrichtungen wie Kita oder Schulen sollen die Anwohner bis zu 90% von 100% der Kosten bezahlen, obwohl diese die betreffenden Straßen nur untergeordnet nutzen.
Auch aus Gründen der Steuergerechtigkeit besteht Handlungsbedarf. So wird im Rahmen der Dorfentwicklung Bokensdorf, Grußendorf, Stüde der Erstausbau von Anliegerstraßen ohne Bedeutung für die örtliche Infrastruktur gefördert. Anwohner der geförderten Straßen sollen nur 75% von den restlichen 23% bezahlen.
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