Grußendorf: Hort nur noch für 1.-3. Klasse
Jedes Jahr das gleiche Problem in der Kinderbetreuung. Für eine große Debatte in der über eine Stunde andauernden Einwohnerfragestunde mit knapp 25 Zuhörern sorgte in der letzten Sitzung des Grußendorfer Ortsrates ein Thema, welches gar nicht auf der Tagesordnung stand. Für Entsetzen bei betroffenen Eltern sorgte die Ankündigung der ortsansässigen AWO-Kindertagesstätte, im Hort nur noch Kinder der 1. bis 3. Klasse zu betreuen. Kinder, die im nächsten Jahr die 4. Klasse besuchen und zurzeit nach der Schule im Hort betreut werden, erhalten eine Kündigung des Betreuungsvertrages. Hintergrund für dieses Vorgehen sollen fehlende Personalkapzitäten sein bzw. eine fehlende Betriebserlaubnis für eine 10. Betreuungsgruppe in der Einrichtung. Können Viertklässler regelmäßig bis zu 4 Stunden ohne Betreuung allein Zuhause verbringen?
Die Eltern beklagten zu recht, in den Entscheidungsprozess, auch über die entsprechende Elternvertretung, nicht eingebunden gewesen zu sein. Die erste Elterninformation wurde den Hort-Kindern mitgegeben. Eine Lösung kann den Eltern zurzeit nicht angeboten werden. Diese suchen verzweifelt selbst nach Lösungen und prüfen die Gründung eines privaten Betreuungsvereins. Zumindest dafür könnten gemeindliche Räumlichkeiten, beispielsweise der Jungendtreff, genutzt werden. Eine Trägerschaft/Engagement der Gemeinde innerhalb eines Betreuungsvereins wurde ausgeschlossen. Ein weiterer Lösungsansatz ist das Platz-Sharing durchzuführen, obwohl dies auf nur vier Plätze in einer Hortgruppe beschränkt ist.
Da es nicht nur in Grußendorf, sondern auch in der Kindertagesstätte Dannenbüttel, erhebliche Probleme gibt, haben wir am 03. Mai 2023 eine Anfrage an das Bereichsmanagement der AWO in Braunschweig zur personellen Situation in den vier Sassenburger AWO-Kindertagestätten gestellt, die bisher wie üblich unbeantwortet geblieben ist.
Kommentar von Andreas Kautzsch
Alle Jahre wieder… wie auch schon in den Vorjahren kommt pünktlich im Mai die Vergabe der Betreuungsplätze auf die politische Agenda. Besonders in der Hortbetreuung fehlen seit Jahren immer wieder Betreuungsplätze. Was hat man aus den Vorjahren bisher gelernt? Nichts! Statt endlich die Kinderbetreuung bedarfsgerecht auszubauen, um insbesondere alleinerziehenden Elternteilen eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familien zu ermöglichen, werden die Angebote in unserer Gemeinde reduziert.
Über eine Stunde als Gast in der Sitzung muss man sich das Gejammer des anwesenden Verwaltungsvertreters antun, der nur aufzählt was alles nicht geht und wie schwer das Leben als Verwaltungsmensch doch ist. Ich persönlich kann und will dies nicht mehr hören! Nicht nur zur Kinderbetreuung, sondern auch zu allen anderen Vorhaben in unserer Gemeinde. Es wurde ein Haushalt mehrheitlich beschlossen, zu dem jedem klar sein musste, dass nicht alle Vorhaben umzusetzen sind. Die von uns eingeforderte Priorisierung erfolgt nur deswegen nicht, weil man sich daran messen lassen müsste. Für Haushalt und Kinderbetreuung gilt also erneut - Augen zu und durch - bis zum nächsten Jahr.
Gerade eine Fachbereichsleitung oder der Gemeindebürgermeister müssen Lösungen anbieten und im ständigen Dialog mit den Eltern stehen und nicht nur auf andere zeigen. Schaut man zu unseren Nachbarn im Boldecker Land, kann man erkennen, was mit großem Engagement des Samtgemeindebürgermeisters in der Kinderbetreuung doch möglich ist. Innerhalb kürzester Zeit wurden neue Kapazitäten geschaffen.
Vielleicht ist auch Personal aus der Sassenburg dorthin abgewandert. Vielleicht ist die AWO doch nicht ein so attraktiver Arbeitgeber. Es ist auf jeden Fall ein Fehler, alle nicht kirchlichen Betreuungseinrichtungen durch eine Institution wie die AWO betreiben zu lassen. Eine Ausschreibung für einen Betreiber der neuen Kita Dannenbüttel hat es nicht gegeben. Politik und Verwaltung sind den einfachsten Weg gegangen. Wettbewerb auch in der Kinderbetreuung fördert Flexibilität und Transparenz. Die AWO hat auch in der Diskussion um das Essensgeld gezeigt, dass es an Flexibilität, Transparenz und neuem Denken fehlt.
Andreas Kautzsch
Fraktionsvorsitzender und Sprecher der B.I.G.-Sassenburg
stellv. Bürgermeister der Gemeinde Sassenburg
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