Donnerstag, 25. Apr. 24
Beiträge/ThemenGrußendorf

Gru­ßen­dorf: Hort nur noch für 1.-3. Klasse

Jedes Jahr das glei­che Pro­blem in der Kin­der­be­treu­ung. Für eine große Debatte in der über eine Stunde andau­ern­den Ein­woh­ner­fra­ge­stunde mit knapp 25 Zuhö­rern sorgte in der letz­ten Sit­zung des Gru­ßen­dor­fer Orts­ra­tes ein Thema, wel­ches gar nicht auf der Tages­ord­nung stand. Für Ent­set­zen bei betrof­fe­nen Eltern sorgte die Ankün­di­gung der orts­an­säs­si­gen AWO-Kin­der­ta­ges­stätte, im Hort nur noch Kin­der der 1. bis 3. Klasse zu betreuen. Kin­der, die im nächs­ten Jahr die 4. Klasse besu­chen und zur­zeit nach der Schule im Hort betreut wer­den, erhal­ten eine Kün­di­gung des Betreu­ungs­ver­tra­ges. Hin­ter­grund für die­ses Vor­ge­hen sol­len feh­lende Per­so­nal­kap­zi­tä­ten sein bzw. eine feh­lende Betriebs­er­laub­nis für eine 10. Betreu­ungs­gruppe in der Ein­rich­tung. Kön­nen Viert­kläss­ler regel­mä­ßig bis zu 4 Stun­den ohne Betreu­ung allein Zuhause verbringen? 

Die Eltern beklag­ten zu recht, in den Ent­schei­dungs­pro­zess, auch über die ent­spre­chende Eltern­ver­tre­tung, nicht ein­ge­bun­den gewe­sen zu sein. Die erste Eltern­in­for­ma­tion wurde den Hort-Kin­dern mit­ge­ge­ben. Eine Lösung kann den Eltern zur­zeit nicht ange­bo­ten wer­den. Diese suchen ver­zwei­felt selbst nach Lösun­gen und prü­fen die Grün­dung eines pri­va­ten Betreu­ungs­ver­eins. Zumin­dest dafür könn­ten gemeind­li­che Räum­lich­kei­ten, bei­spiels­weise der Jun­gen­d­treff, genutzt wer­den. Eine Trägerschaft/Engagement der Gemeinde inner­halb eines Betreu­ungs­ver­eins wurde aus­ge­schlos­sen. Ein wei­te­rer Lösungs­an­satz ist das Platz-Sha­ring durch­zu­füh­ren, obwohl dies auf nur vier Plätze in einer Hort­gruppe beschränkt ist.

Da es nicht nur in Gru­ßen­dorf, son­dern auch in der Kin­der­ta­ges­stätte Dan­nen­büt­tel, erheb­li­che Pro­bleme gibt, haben wir am 03. Mai 2023 eine Anfrage an das Bereichs­ma­nage­ment der AWO in Braun­schweig zur per­so­nel­len Situa­tion in den vier Sas­sen­bur­ger AWO-Kin­der­ta­ge­stät­ten gestellt, die bis­her wie üblich unbe­ant­wor­tet geblie­ben ist.

Kom­men­tar von Andreas Kautzsch

Alle Jahre wie­der… wie auch schon in den Vor­jah­ren kommt pünkt­lich im Mai die Ver­gabe der Betreu­ungs­plätze auf die poli­ti­sche Agenda. Beson­ders in der Hort­be­treu­ung feh­len seit Jah­ren immer wie­der Betreu­ungs­plätze. Was hat man aus den Vor­jah­ren bis­her gelernt? Nichts! Statt end­lich die Kin­der­be­treu­ung bedarfs­ge­recht aus­zu­bauen, um ins­be­son­dere allein­er­zie­hen­den Eltern­tei­len eine gute Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lien zu ermög­li­chen, wer­den die Ange­bote in unse­rer Gemeinde reduziert. 

Über eine Stunde als Gast in der Sit­zung muss man sich das Gejam­mer des anwe­sen­den Ver­wal­tungs­ver­tre­ters antun, der nur auf­zählt was alles nicht geht und wie schwer das Leben als Ver­wal­tungs­mensch doch ist. Ich per­sön­lich kann und will dies nicht mehr hören! Nicht nur zur Kin­der­be­treu­ung, son­dern auch zu allen ande­ren Vor­ha­ben in unse­rer Gemeinde. Es wurde ein Haus­halt mehr­heit­lich beschlos­sen, zu dem jedem klar sein musste, dass nicht alle Vor­ha­ben umzu­set­zen sind. Die von uns ein­ge­for­derte Prio­ri­sie­rung erfolgt nur des­we­gen nicht, weil man sich daran mes­sen las­sen müsste. Für Haus­halt und Kin­der­be­treu­ung gilt also erneut - Augen zu und durch - bis zum nächs­ten Jahr. 

Gerade eine Fach­be­reichs­lei­tung oder der Gemein­de­bür­ger­meis­ter müs­sen Lösun­gen anbie­ten und im stän­di­gen Dia­log mit den Eltern ste­hen und nicht nur auf andere zei­gen. Schaut man zu unse­ren Nach­barn im Bol­de­cker Land, kann man erken­nen, was mit gro­ßem Enga­ge­ment des Samt­ge­mein­de­bür­ger­meis­ters in der Kin­der­be­treu­ung doch mög­lich ist. Inner­halb kür­zes­ter Zeit wur­den neue Kapa­zi­tä­ten geschaffen. 

Viel­leicht ist auch Per­so­nal aus der Sas­sen­burg dort­hin abge­wan­dert. Viel­leicht ist die AWO doch nicht ein so attrak­ti­ver Arbeit­ge­ber. Es ist auf jeden Fall ein Feh­ler, alle nicht kirch­li­chen Betreu­ungs­ein­rich­tun­gen durch eine Insti­tu­tion wie die AWO betrei­ben zu las­sen. Eine Aus­schrei­bung für einen Betrei­ber der neuen Kita Dan­nen­büt­tel hat es nicht gege­ben. Poli­tik und Ver­wal­tung sind den ein­fachs­ten Weg gegan­gen. Wett­be­werb auch in der Kin­der­be­treu­ung för­dert Fle­xi­bi­li­tät und Trans­pa­renz. Die AWO hat auch in der Dis­kus­sion um das Essens­geld gezeigt, dass es an Fle­xi­bi­li­tät, Trans­pa­renz und neuem Den­ken fehlt. 

Andreas Kau­t­zsch
Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der und Spre­cher der B.I.G.-Sassenburg
stellv. Bür­ger­meis­ter der Gemeinde Sassenburg

Bild­nach­weis © B.I.G.-Sassenburg

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