VW-Krise - Landrat schlägt Lohnverzicht vor
Der Landrat des Landkreises Gifhorn Tobias Heilmann (SPD) hat in einem Interview mit der Aller-Zeitung, die in der SPD nahen Madsack Gruppe erscheint, zur Lösung der VW-Krise u. a. die "Vier-Tage-Woche mit Lohnverzicht" und unsere Pflicht zur Nutzung von "regionalen Produkten" vorgeschlagen. Auch dieser Vorschlag zeigt die Handlungsunfähigkeit und Ideenlosigkeit, insbesondere der Politik, auf. Allein schon in der Vorbildrolle ist Heilmann gescheitert, da die Beschaffung seines neuen Dienstwagens, einem hochmotorisierten Luxus-SUV-Boliden von Audi, also ein Fahrzeug, welches nicht in unserer Region hergestellt wird, eine weitere Dienstwagen-Affäre auslöste.
Ist es doch gerade die Bundes- und Landespolitik, Heilmann war zuvor selbst Landtagsabgeordneter für die SPD in Niedersachsen, die die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft schafft. Und diese Rahmenbedingungen mit hohen Energiepreisen, Steuern, CO2-Abgaben und Bürokratie sind schlecht. So schlecht, dass auch andere Unternehmen wie Conti, Stihl etc. die Produktion ins Ausland verlagern oder in die Insolvenz gehen.
In Niedersachsen hat die Landespolitik durch die Beteiligung und Mitgliedschaft im Aufsichtsrat von VW eine besondere Rolle. Scheinbar hat SPD Ministerpräsident Weil seine Kontrollfunktion nicht richtig wahrgenommen und hat zusammen mit dem Betriebsrat alle Entscheidungen des Managements widerstandlos mitgetragen. Beide haben dadurch die VW-Krise direkt mit zu verantworten. Hoffentlich steht in der Kampfansage des Betriebsrates dieses Mal auch ernsthafter Wille.
Mit dem offen ausgesprochenen Lohnverzicht fällt Landrat Heilmann allen Arbeitnehmern in der Region, aber auch der Gewerkschaft und dem Betriebsrat in den Rücken, obwohl sich gerade die SPD immer arbeitnehmernah zeigen möchte. Ein Lohnverzicht hat gravierende Auswirkungen auf unsere ganze Region, in allen Branchen. Die Kaufkraft, welche schon durch die hohe Inflation schon stark nachgelassen hat, würde weiter sinken. Die Lebenshaltungskosten sind stark angestiegen. Immer mehr Menschen kommen bei gleichen Einkommen nur mit dem nötigsten über die Runden. Große Anschaffungen, wie von immer teurer werdenden Autos, können sich immer weniger leisten. Die Arbeiternehmer tragen keine Verantwortung für die VW-Krise.
Mit einem Lohnverzicht würden auch automatisch die Einkommensteueranteile der Kommunen sinken. Vielen Kommunen wie der Sassenburg steht heute schon sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals. Heilmann hat diese Sorgen nur bedingt, denn Geld für den Landkreis fließt mit Zustimmung der Mehrheitsgruppe im Kreistag über die Kreisumlage schier unendlich nach, was aber die Lage für die Gemeinden und Städte im Landkreis Gifhorn weiter verschärft.
Die Vorschläge von Landrat Heilmann können daher nur bedingt ernst genommen werden.
Kreistagsabgeordneter
Andreas Kautzsch
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