Vor 75 Jahren: Westerbeck wird zerstört
Am 11. April 2020 jährt sich zum 75. Mal die Zerstörung von Westerbeck, wenige Wochen vor dem Endes des Zweiten Weltkriegs durch eine doppelte Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945. Das Ausmaß der Zerstörung ist auf dem Beitragsbild, einer amerikanischen Luftbildaufnahme, deutlich erkennbar.
Mit diesem Beitrag wollen wir an die Ereignisse am 11. April 1945 erinnern, der Opfer gedenken, um zu ermahnen, wie wichtig ein friedliches Zusammenleben ist. Die aktuell sehr schwierige Lage in der "Corona-Krise" zeigt deutlich, dass Zusammenhalt und Zivilcourage heute wichtiger sind denn je.
Was war in Westerbeck passiert?
Am 11. April 1945 wurde Westerbeck von vorrückenden amerikanischen Panzern und von der Artillerie mit Luftunterstützung schwer beschossen und stark zerstört.
Viele der Bewohner flohen in Panik ins nahe gelegene Moor, um sich in Sicherheit zu bringen. Nachdem der Beschuss über mehrere Stunden andauerte und die Einwohner nicht den Grund dafür kannten, machte sich der Westerbecker Heinrich Arnold mit dem Fahrrad auf den Weg, um den anrückenden amerikanischen Panzern entgegen zu fahren. Er schwenkte eine weiße Fahne und versuchte damit deutlich zu machen, dass sich kein deutsches Militär im Ort befindet.
Dem schenkten aber die amerikanischen Soldaten keinen Glauben. Arnold musste daher als Geisel auf den ersten Panzer steigen, der dann mit ihm in den Ort einfuhr.
Durch seinen mutigen und entschlossenen Einsatz hat Heinrich Arnold die vollständige Zerstörung des Dorfes verhindert. Hieran erinnert seit einigen Jahren in Westerbeck der „Heinrich-Arnold-Weg“.
Was könnte der Grund für den Angriff gewesen sein?
Am 11. April 1945 rückte das amerikanische 47. Panzer Infanterie Bataillon östlich auf einer Strecke Richtung Ehra/Boitzenhagen vor.
Laut dem uns vorliegenden Einsatzbericht traf das Panzer-Infanterie-Bataillon unter dem Kommando Oberstleutnant Howard E. Boyer um 10:40 Uhr zum ersten Mal bei Westerbeck auf heftigen Widerstand. Dieser soll mit aufwändig vorbereiteten Straßensperren und Beschuss durch die Infanterie mit zwei selbstfahrenden Geschützen erfolgt sein. Erst ab 14 Uhr soll der Vorstoß in Richtung Ehra fortgesetzt worden sein.
Der massive Angriff erfolgte vermutlich nur auf Mutmaßungen, dass sich noch viele deutsche Soldaten und Ausrüstung in der Ortschaft befinden sollten. Auf der einzig noch vorhandenen Luftbildaufnahme von 09. April 1945 sind allerdings keine militärischen Aktivitäten oder Gerätschaften zu erkennen.
Zeitzeugen berichten, dass am Tag vor dem Angriff, am 10. April 1945, deutsche Soldaten, die auf dem Weg zum Einsatz nach Berlin waren, im Ort Rast machten. Wurde dies von alliierten Aufklärungsflugzeugen wahrgenommen? In den Aufzeichnungen und im Luftbildarchiv sind jedoch vom 10. April 1945 keine Hinweise darauf zu finden.
Bildnachweise und Fotomontagen: ©B.I.G.-Sassenburg
Luftbilder: Luftbilddatenbank